Wrackprospektion in Yucatán, Mexiko
und Unterwasserpark in Yucatán, Mexiko
Im Rahmen des INAH (Instituto Nacional de Antropología e Historia) Projektes „Integral Project for the protection, conservation, research and dissemination of submerged cultural heritage of the Yucatan Peninsula“ wurden 2010 und 2011 unterwasserarchäologische Fundstellen in ihrem jetzigen Zustand dokumentiert, um ihre wissenschaftliche Aussagekraft feststellen zu können, bevor sie durch Plündererung, unerfahrene Taucher oder Witterungseinflüsse wie Hurrikane weiter gestört werden. Wir (Forschungstaucher der AMLA/Kiel) waren an der Registrierung der Wrackfundstellen rund um die Inseln Isla Mujeres, Isla Contoy und Isla Blanca beteiligt. Während der Kampagne 2011 konnten wir 14 Schiffswracks bzw. Fundstellen prospektieren und dokumentieren.
Ein weiteres Projekt unter Beteiligung der AMLA war die Einrichtung eines archäologischen Unterwasserparks vor der Isla Contoy. Diese 317 ha große Insel vor der Küste des Bundesstaates Quintana Roo steht mit seinen umgebenden Gewässern bereits seit 1961 unter Schutz und ist eines der bedeutendsten Vogelschutzgebiete Mexikos. Die auf der benachbarten Isla Mujeres ansässige gemeinnützige Naturschutzorganisation Amigos de Isla Contoy betreut, unter anderen gefördert durch die Kieler Lighthouse Foundation, soziale und ökologische Projekte auf den beiden Inseln mit dem Ziel einen nachhaltig orientierten Tourismus zu fördern.
Im Rahmen der Förderung des nachhaltigen Tourismus entstand vor der landwärts gewandten Seite der Insel ein archäologischer Unterwasserpark. Im Sommer 2010 haben wir in diesem Zusammenhang erste Prospektionen durchgeführt um einen sowohl ökologisch vertretbaren wie auch vor allem für Schnorchler geeigneten Ort für dieses Vorhaben zu finden. Zu diesem Zweck wurde ein Gebiet prospektiert, dessen Wassertiefe nicht mehr als 3 m beträgt und welches eine vom Inselufer gut erreichbare Lage aufweist ohne dass dafür auf der Insel größere bauliche Eingriffe vorgenommen werden müssten.
Im Sommer 2011 haben wir die ersten Repliken von Kanonen und Ankern versenkt. Bei den Ankern handelt es sich um einen einfachen Stockanker sowie einen Trotman’s Klappanker aus der Mitte des 19. Jahrhunderts; bei der Kanone handelt es sich um eine sogenannte Feldschlange. Diese wurden u. a. in der Seekriegsführung eingesetzt und waren aufgrund ihrer hohen Treffergenauigkeit und Reichweite, bedingt durch den bis zu 3 m langen Lauf, seit dem 15. Jahrhundert beliebte Schusswaffen auf Kriegsschiffen. Die Originalfunde stammen aus dem Golf von Mexiko um Campeche. Weitere Repliken, aber auch Originalfunde sollen in den kommenden Jahren hinzukommen.
Darüber hinaus wurden und werden künftig an der dortigen Feldstation Taucher, Tauchlehrer, Tauchbasenbesitzer, Park Ranger und Umweltschützer zu „Hütern des kulturellen
Unterwassererbes“ ausgebildet. Ferner entstand 2012 im Besucherzentrum des Nationalparks „Isla Contoy“ eine umfangreiche Posterausstellung zur Unterwasserarchäologie. Besucher der Insel können sich somit zunächst im Museum informieren, bevor sie, mit Maske und Schnorchel bewaffnet, auf ihre eigene Entdeckungsreise gehen.