Der Walchensee
Der Walchensee. Allein der Name bringt die Augen vieler Taucher zum Leuchten. Die Gedanken kreisen um fantastische Sichtweiten, funkelndes türkis-grünes Wasser, Flugzeug- und Autowracks sowie um die bekannte Steilwand „Galerie“. Aber auch die wunderbare Natur, die von einem der schönsten Bergseen Bayerns umgeben ist, hat es vielen angetan: Mit bis zu 192 Meter Tiefe und einer Ausdehnung von 16 Quadratkilometern ist der Walchensee einer der tiefsten und zugleich größten Alpenseen in Deutschland. Mein Heimatdorf Lenggries liegt nur einen Steinwurf entfernt, weshalb ich den See seit meiner Kindheit kenne und liebe.
Zahlreiche Mythen ranken sich um das südlich von München gelegene Gewässer. Unergründlich soll es sein. Bodenlos und mit dem Meer verbunden. Ein Riesenwaller mit rollenden Augen so groß wie Feuerrädern soll ihn bewachen. Die Einheimischen fühlten sich vermutlich schon in vorhistorischer Zeit eng mit dem Walchensee verbunden. Bis ins 18. Jahrhundert hinein war es offensichtlich üblich, geweihte Goldmünzen an der tiefsten Stelle zu versenken. Fischreichtum führte dazu, dass die nahe gelegenen Klöster Benediktbeuern und Schlehdorf schon 740 n. Chr. erste Besitzansprüche stellten. Vor über 500 Jahren wurden dann auch neue Fischarten wie Renken und Saiblinge in den See eingesetzt. Alte Pfähle, die bei Niedrigwasser auf der Halbinsel Zwergern aus dem Wasser ragen, verraten, wo die alte Fischereizuchtanlage einst stand.
Unterwasserarchäologisch ist der See noch wenig erforscht. Dies versuche ich seit einigen Jahren zu ändern, indem ich mich intensiv mit seiner Geschichte beschäftige, nach neuen Fundstellen Ausschau halte und bereits bekannte Fundstellen aufarbeite. Dazu gehört neben bislang drei kleineren Holzwracks, die vielleicht bald mehr über die Besiedlungs- und Fischereigeschichte des Sees erzählen können auch die wenig bekannte Fundstelle des britischen Lancaster Bombers, der im Oktober 1943 im östlichen Teil des Sees notlanden musste. Er ist vielleicht einer der letzten materiellen „Zeitzeugen“ der schrecklichen Bombardierung Münchens.